Die Fehden
Zum Ende des Mittelalters, im fehdereichen 15. Jahr hundert, war die Bauerschaft Retzen mit Holzhausen und Wüsten eine der drei größten im nordwestlippischen Raum.
Sie hatte 148 Bewohner.
Diese Entwicklung ist umso erstaunlicher, als Retzen durch seine Lage am Hellweg zwischen den reichen Städten Salzuflen und Lemgo unter den zerstörungswütigen und beuteraffenden Truppen sicher besonders zu leiden hatte. Die Bauern, die nicht wie die Bürger in den Städten und Marktorten hinter festen Mauern Schutz fanden, konnten ihr nacktes Leben oft nur durch Flucht in die Wälder retten. Bei ihrer Rückkehr fanden sie verwüstete Felder und zerstörte Höfe vor, Erntevorräte und Vieh waren geraubt.
Die Edelherrn zur Lippe waren ständig in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt. In der dreißigjährigen bis 1400 dauernden Tecklenburger Fehde wurde bei der Verteidigung Schötmars durch Simon 111. die Kilianskirche zerstört. Besonders schlimm wüteten in den vierziger Jahren des fünfzehnten Jahrhunderts während der Soester Fehde die Böhmen und beschädigten Salzuflen schwer. Noch heute erinnert das Wort vom „Böhmann" oder „Buhmann" an diese Zeit. Bernhard VII., der 1511 82jährig starb, erhielt später den Beinamen „Bellicosus", der Kriegerische. Die Bevölkerung Lippes ging zwischen der Mitte des vierzehnten und der des fünfzehnten Jahrhunderts zurück, was allerdings wohl auch auf die ab 1350 in ganz Europa grassierende „Schwarze Pest", die Pocken, zurückzuführen ist.