Der Ausbau in der Neuzeit bis zum 30jährigen Krieg

In dieser Zeit (ca. 1500-1650) erweitert sich die Siedlung im Dorfkern zwar nur um drei Stätten, aber mit der Besiedlung eines Teils derAllmende, nämlich der Hudegebiete auf der Retzerheide und am Rande der Gemeinde in Rhiene, verdoppelte sich die Zahl der Stellen. Die Einwohnerzahl der Bauerschaft Retzen erreichte bis zum Dreißigjährigen Krieg etwa 150. Hier die Namen der Höfe und ihrer heutigen Besitzer:
Hinzugezogene bis 1535:

Hermann Kemper:

Erich Bicker
Papenhauser Str. 3

Henrick Hase:

K. Burmeier
Korl-Biegemann-Straße 12

Hermann uf dem Seppe:

H. Schloßhahn
Retzerheide 5

Hermann uf dem Rhine:

B. Rhiemeier
Rhiene 23

Bis 1590

Johann im Baenkampe

Obermeier/Kesting
Im Bodenkamp 13

Chatrina (Trine) Bicker

Ecke Papenhauser / Korl-Biegemann-Straße

Lüdecke ufm Knaupsiek

Hasso Spellmeier
Quentsiek 1

Bis 1618

Johan im Oldenhoue

Ecke Papenhauser / Korl-Biegemann-Straße

Simon von Saßen
(Suims Hoff)

Dr. Alam, Retzerheide 5a
H. Fischer, Retzerheide 5b

Henrick Dröge

Jochen Kopcinski
Retzerheide 9

Nolte ufm Hofe

Karfl Burmeier

Otto Lehbrink

Heinz Rehberg
Korl-Biegemann-Straße
(Bükerhof)

Arnd im Bodenkampe

unbekannt

Jürgen im Rine

M. Holzkämper
Rhiene 24

Die neu Hinzugezogenen wurden als Kötter bezeichnet, also Bauern mit wenig Land, die Alteingesessenen demgegenüber als Meier. Bei den meisten Stätten traf dies auch zu, einige brachten es im Laufe der Zeit aber auch zu ansehnlichen Höfen. Gegenüber z. B. Bicker und Beining mit je zwanzig Hektar und Fricke, Krumme und Hebrok mit je neun Hektar hatten die ersten vier Neusiedler:

Henrik Hase/ Burmeier: 5 ha
Kemper: 2 ha
Hermann uf dem Sepp: 1/3 ha
Hermann uf dem Rhine: 6 ha
(nach dem Salbuch der Vogtei Schötmar von 1617)
Die Kötterstätten Kemper, Henrik Hase, Trine Bicker und Johan im Oldenhoue waren offensichtlich durch Absonderung von den Althöfen Beining, Hase, bzw. Bicker entstanden. Der Hof Bicker wurde in der Reformationszeit weiter südlich zum Rhienbach verlegt. Aus den alten Hofgebäuden wurden die Kötterstätten Trine Bicker und Johan im Oldenhoue (= im alten Haus). Lüdecke ufm Knaupsiek gehörte zum Amtsmeierhof Volkhausen, „Wohnet in des Meyers zu Volkhausen Kotten, so lange es dem Meyer gefelt." Bei dem Hofe in Rhiene handelte es sich um eine Wiederbesiedlung.

Seit der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts be mühten sich die Angehörigen der Adelsgeschlechter, die Bewirtschaftung ihrer Höfe und Güter selbst zu übernehmen, um mehr Geld aus ihrem Besitz herauszuholen und so einen Lebensstandard wie die städtischen Patrizier zu erreichen. Statt „nur" die grundherrlichen Abgaben zu erhalten, hatten sie dann den ganzen Ertrag der Ländereien, von dem sie nur den Knechten und Mägden einen kargen Lohn geben mussten, denn wegen ihres grundherrlichen Privilegs waren sie fast frei von Abgaben an den Landesherrn. Die Grafen zur Lippe waren wegen dieses letzten Umstandes nur ausnahmsweise bereit, der Gründung neuer Rittergüter zuzustimmen, und ließen eine „Abmeierung" (Auflösung des Pachtverhältnisses zwischen Grundherr und Meier) nur zu, wenn sie berechtigt war. Durch diese Haltung der lippischen Landesherren wurde das berüchtigte „Bauernlegen" anderer Gegenden Deutschlands vermieden.

Als der Erbpächter des Hofes Hase 1583 starb, über nahm der Grundherr Lubbert de Wendt selbst die Besitzung.
Für die Retzer Bauern ein Alarmsignal, denn sie mussten damit rechnen, daß de Wendt versuchen würde, aus diesem Hof ein Rittergut zu machen, indem er benachbarte Bauern „abmeierte". Er machte auch tatsächlich Bicker dessen Rechte als Erbpächter streitig. Als Lubbert de Wendt das dem Hof Hase gehörende Vieh forttreiben ließ, wandten sich die Retzer Bauern an den Landesherrn Simon VI., und nun begann die Auseinandersetzung, die sich in Anklagen, Rechtfertigungen, Eingaben, Gegendarstellungen und Verfügungen niederschlug.
Graf Simon VI. maßregelte Lubbert de Wendt, er hätte ohne landesherrliche Erlaubnis den Hof verändert. Dieser entgegnete, er hätte den Grafen nicht benachteiligt und ließe sich von den Retzer Bauern nichts vorschreiben. Der Landesherr gestattete ihm die Bewirtschaftung des Hofes mit der Auflage, alle bisherigen Pflichten und Dienste gegenüber der Landesherrschaft zu erfüllen und sich nicht zum Nachteil anderer, Rechte anzueignen.
Daraufhin verkaufte Lubbert de Wendt 1605 den Hof Hase an den Landesherrn. Der Versuch, ein Rittergut in Retzen zu gründen, war also gescheitert. In Retzen ist es nie zu einer Abmeierung gekommen. Simon VI. veräußerte den Hof bis 1625 stückweise. Die Hofanlage kam je zur Hälfte an die angrenzenden Kötter Burmeier und Lehbrink, der Schafstall (wo heute Tischlerei Frost liegt) an Bicker. Das Haupthaus wurde abgebaut und in Schötmar als Amtshaus wiedererrichtet.Die Ländereien wurden an die Retzer Bauern verkauft. Einen Teil erwarben Brinkmeyer, Grastrup und Hündersen, die damit eine direkte Verbindung zu ihren Besitzungen am Hünderserberg (heute Reiterhof Bugyi) und am „Sylbker Berg" erhielten. Das führte dazu, dass bei der Festlegung der Gemeindegrenzen im 19. Jahrhundert das Retzer Dorfgebiet durch einen stellenweise sehr schmalen Grastruper Geländestreifen geteilt wurde.

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