Die Schulgeschichte
Schon im Jahre 1679 wurde auf dem Lehhof in Grastrup und auf dem Hof Lehbrink in Retzen unterrichtet. Diese „Klipp- und Winkelschulen" auf dem platten Lande waren Nebenschulen der schon länger bestehenden Kirchspielschule in Schötmar. Die Lehrer, ausgediente Soldaten und Lakaien, fristeten ein erbärmliches Leben. Eine besondere Ausbildung hatten sie nicht, vom ersten Retzer Lehrer heißt es in der Lehbrinkschen Hofchronik: „Wahrscheinlich war er wegen seiner körperlichen Gebrechen Schulmeister geworden." Die Lehrer wurden von den Dorfbewohnern wenig geachtet und meistens aus der Armenkasse unterstützt. Ein Beispiel aus der Hofchronik Fricke: „1752 beschwerte sich Fricke über den Retzer Schulmeister, daß dieser seinen Schweinejungen so geschlagen, daß ihm Nase und Mund geblutet. Der Schulmeister verteidigte sich, indem er behauptete, der Schweinejunge habe ihn einen „Wittkabel, Wittbart und Jungen" gescholten und ihm nachgerufen, er solle ihn..." Um 1700 verlegte man die Schule nach Hebroks Hof. Seitens der Kirchenverwaltung in Detmold, des Konsistoriums, erhielten die Schulinteressenten 1716 die Aufforderung, ein Schulhaus zu bauen. Auf dem Hof Bicker richtete man ein Kötterhaus als Schule ein. Die Miete musste der Lehrer selbst zahlen, obwohl er recht wenig verdiente und froh war, wenn er eine Kuh auf die Hude treiben durfte. 1814 wurde das erste Schulgebäude in Retzen für 1.049 Taler mit einem Zuschuss von 300 Talern des Konsistoriums errichtet. Das Lebensmittelgeschäft Schäfermeier weist in seinem älteren Teil noch Bauelemente dieses Gebäudes auf. Der Schulbezirk umfasste Retzen, Papenhausen und Hölsen. Die Grastruper Schüler mussten die Kirchspielschule in Schötmar besuchen. Als 1845 genau 180 Schüler die Retzer Schule besuchten, richtete das Konsistorium eine Nebenlehrerstelle ein.1879 entstand an der Alten Landstraße eine neue Schule mit zwei Klassenräumen, einer Dienstwohnung und einer Diensteinzelwohnung für den zweiten Lehrer.1908 verkleinerte sich der Einzugsbereich, als Hölserheide eine eigene Schule erhielt. Trotzdem war nach dem ersten Weltkrieg das Gebäude zu klein. Ein dritter Lehrer musste im Vereinshaus unterrichten. Erst 1928 konnte die Notlösung durch eine Erweiterung des Schulgebäudes beendet werden.
In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen unterrichteten folgende Lehrer an der Retzer Schule: Hauptlehrer Friedrich Franke, Lehrer Heinrich Wilkenloh, Lehrer Wilhelm Spellmeier und Lehrer Wilhelm Schlüter. Im Herbst 1945 nahmen Lehrer Hermann Koch und Lehrerin Margarete Grude den Unterricht wieder auf. Die Schülerzahl stieg stetig weiter, so dass zwei Behelfsklassenräume erstellt werden mussten. 1946 wurde Friedrich Winter kommissarischer Schulleiter. 1952 löste Heinz Paust den Lehrer Wilhelm Schlüter ab, der in Werl-Aspe die Schulleiterstelle übernahm.
Am 23. Mai 1959 wurde die neue Volksschule in der Siedlung eingeweiht. Eine Besonderheit dieser Schule war das erste Lehrschwimmbecken Lippes im ländlichen Raum.
Als Wilhelm Spellmeier 1965 pensioniert wurde, übernahm Heinz Paust die Schulleitung.
Wenn Retzen 1967 im Schulgelände eine großräumige Turnhalle einweihen durfte, so war dies ein besonderes Verdienst zweier Männer, des pensionierten Hauptlehrers Wilhelm Spellmeier und des stellvertretenden Bürgermeisters Heinz Meier. Der eine bewältigte als Rechnungsführer des Schulverbandes die theoretischen und finanziellen Aufgaben, der andere überwachte die praktischen Arbeiten und legte selbst unermüdlich mit Hand an, denn eine Eigenhilfe von 100.000 DM war eingeplant.1968 trat die Neuordnung des Schulwesens im Lande Nordrhein-Westfalen in Kraft. Die Gemeinden Holzhausen und Retzen bildeten mit ihren bisherigen Schulbezirken eine Einheit. Holzhausen erhielt die Hauptschule, Retzen die Grundschule.
Die alte Schule
(Später das Lebensmittelgeschäft Schäfermeier)